Auf dem Weg durch Italien mit der "House-Liner"-Besatzung (September / Oktober 2012)
Nachdem unsere Norwegenpläne für 2012 geplatzt waren und wir uns Liner-technisch gezwungenermassen etwas verkleinern mussten, schien es uns an der Zeit zu sein, durch Italien zu reisen.
Die erste Station von der holländischen Grenze aus brachte uns nach Bad Krotzingen, einen Wohnmobilstellplatz am Kurzentrum/Therme. Gut zu befahren und man passt auch mit einem etwas grösseren Fahrzeug auf 2-3 der Plätze. Von dort aus ging es weiter zum Lago Maggiore nach Locarno/Tessin, auf den Campingplatz Tamaro direkt am See. Nach 2 Tagen und einer beruflichen Verpflichtung sollte es am 19.09.2012 nach Lucca/Toskana gehen. Dort wollten wir unsere Bekannten Harry und Silvia treffen, die dort auch schon auf uns warteten. Einen Teil der Reise wollten wir gemeinsam zurück legen.
Lucca ist eine sehr schöne alte Stadt mit verwinkelten Gassen und einer 4,2 km langen Stadtmauer, auf dieser man herrlich mit dem Fahrrad die Stadt umrunden kann. Der Stellplatz ist eher klein, deshalb empfiehlt es sich, vorab anzurufen oder zu reservieren. Für ein bis zu 10 m langes Mobil gibt es nur einen geeigneten Platz. Beim Erkunden der Stadt fiel uns aber auch noch ein etwas größerer Stellplatz ins Auge, auf dem es aber keinen Strom gibt. Nach 2 Tagen Lucca ging es weiter Richtung Süden, nach Orbetello/Porto Santo Stefano. Auch hier fanden wir einen schönen Platz, kauften am Nachmittag frischen Fisch am Hafen, den wir abends auf den Grill legten. Geplagt von den Mücken fuhren wir am nächsten Tag weiter nach Mondragone, auf einen Stellplatz direkt am Meer. Der Platz ist selbst für italienische Verhältnisse nicht besonders gepflegt, aber dafür hat man ja alles an Bord. Ich möchte anmerken, dass wir fast ausschließlich im Liner duschen, also für uns braucht ein Stellplatz keine besonderen Sanitäranlagen zu haben, bei uns zählt die Lage.
Ein Tip von Harry und Silvia brachte uns Abends zusammen, ca. 100 m vom Stellplatz am Strand entlang, zu einem netten Lokal mit einer speziellen Pizza. Anders als normal gebacken und super lecker.
Tagsüber holten wir den T-Max aus der Garage, genossen den Fahrtwind und besuchten umliegende Dörfer. Am letzten Abend saßen wir wieder zusammen, zwischen den Wohnmobilen mit einem Ohr an der Brandung und beschlossen, dass unser nächstes Ziel die Amalfiküste sein sollte. Da dieser schöne Küstenabschnitt für Wohnmobile gesperrt war, suchten wir Pompei als Standort aus. Nicht weil die Stadt so besonders schön ist, nein, es ist nur ca. 25 Km vom schönsten Küstenstreifen Italiens entfernt. Auf leichten Umwegen durch die Innenstadt von Pompei, voraus der C3, 8,50 m von Harry, wir mit dem Liner 9,90 m hinterher. Hier wurde es das erste Mal etwas enger, aber gute Fahrer erkennt man an der Ruhe, die sie haben und ausstrahlen (und an den perfekten Beifahrerinnen, die sie bei sich haben :-)). Nachdem man sich auf der Suche nach dem Stellplatz aus den Augen verloren hatte, fand man sich auf dem Camping Zeus wieder zusammen. Am nächsten Morgen wurden die Helme geputzt und es ging los zur Tagestour “Amalfiküste”. Welch ein schöner Landstrich ..., von Km zu Km wurde es schöner. Kurvenreich schlängelt sich die Küstenstraße an den Bergen entlang und gibt atemberaubende Ausblicke preis.
In Amalfi selbst machten wir Pause, genossen ein Eis und drehten eine Runde in der doch sehr touristischen kleinen Stadt. Nach einem anstrengenden, aber schönen Tag fielen wir nach ca. 200 gefahrenen Km mit dem Motorroller müde ins Bett. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Scalea, Ruhe tanken. Mittlerweile stieg die Temperatur doch ansehnlich. Um die 28-30 Grad hatten wir immer, aber mit steigender Tendenz. Dementsprechend und zu unserem Leidwesen führten auch die Mücken und sonstigen Stechtiere einen Freudentanz auf. Das ein oder andere dicke und zugeschwollene Auge war garantiert. An diesem Reisetag war es leicht bedeckt und drückend warm, als wir durch die Berge Richtung Scalea/Küste fuhren.
Einmal angekommen auf dem Stellplatz, schien die Sonne wieder mit voller Kraft, so dass ein Bad im Meer eine Wohltat war. Auch auf diesem Stellplatz war viel Platz für große Mobile, Ver- und Entsorgung kein Problem und die Lage superschön.
Die Tage in Scalea verflogen und waren angefüllt mit kleineren Motorrollertouren in der näheren Umgebung. Mal ein Markt, mal ein kleines malerisches Dorf, oder das große Christusdenkmal in der Umgebung Maratea. Hier sahen wir, was die Kalabrische Küste zu bieten hat.
Maratea ist ein wunderschönes malerisches Dorf in den Bergen und noch weiter hoch, geht es über eine in den Berg, auf Pfeilern gebaute Straße zu einer gigantisch großen Christusstatue. Die Aussicht von oben entschädigt für den steilen Anstieg.
Nach ein paar Tagen zog es uns weiter nach Tropea. Je weiter wir gen Süden fuhren, desto wärmer wurde es. Den 28.09.2012 werden wir so schnell nicht vergessen. Nicht nur wegen der Hitze; nein, auch im Rückblick auf die Fahrt nach Tropea.
In einem Dorf, etliche Km vor Tropea, fuhren wir uns fest. Harry fuhr vor und wir hinterher, was sich als - na wollen wir mal sagen - “nicht optimal” herausstellte. Da Harry ohne LKW-Einstellung durch Italien kurvte, passierte das, wovon jede Beifahrerin Alpträume bekommt. Nur gut, dass man einen ruhigen, besonnenen Mann/Fahrer hat ... Unser LKW-Navi zeigte links an, aber der Fahrer fuhr rechts, dem Herner C3 hinterher. Es wurde eng, es wurde enger, wir standen, nichts ging mehr. Der C3 hatte sich gerade noch durchgeschlängelt, da kamen zuerst 2 LKWs, dann ein Tunnel (rund) und letztendlich noch ein Bus um die Kurve. Wir standen komplett eingekeilt, umringt von hupenden Autos in der brütenden Hitze des Mittags. Mich hielt nichts mehr im Liner, also stieg ich aus, um die Lage zu beurteilen (vollkommen entspannt wie wir Frauen als Beifahrer nun mal sind :-)) und ging die Straße per Pedes ab. Als ich zurück kam und Mat erzählen wollte dass der Tunnel für uns alleine in der Mitte zu befahren ist, dies aber nicht möglich war, da die Autos von unten im Tunnel im Stau standen, sah ich, dass meinen Mann nicht mehr hinter dem Steuer saß. Ich dachte an Lynchjustitz, Mafia und Camorra. Man hatte ihn sicher aus dem Wohnmobil gezerrt und an den Pranger gestellt. Nichts von all dem bestätigte sich: mein ruhiger besonnener Fahrer hatte den Motor abgestellt und saß bei einer Tasse Kaffee am Tisch, abwartend, wie sich das Chaos entwickelte. Grandios, die Ruhe müsste man haben ... Nach ca. einer halben Stunde hatten sich die Italiener beruhigt und sortiert, der Tunnel war halbwegs frei und die Millimeterarbeit für den Fahrer begann. Kurz: es hat alles geklappt, ohne auch nur den gringsten Kratzer, und wir erreichten nach einer weiteren Stunde Tropea.
Tropea ist auf Felsen gebaut und somit für Wohnmobile gesperrt. Stell- und Campingplätze sind zwar vorhanden , allerding für mehr als 7-8 m nicht zu erreichen bzw. befahren. Also hielten wir am unteren Teil von Tropea auf einem Parkplatz an und sahen uns den Campingplatz La Masseria an.
Tropea ist nichts für Gehbehinderte: viele Treppen und unebene Straßen, richtiges Kopfsteinpflaster und viele Höhenunterschiede, aber trotzdem ein sehr geselliges Städtchen. Man kann alles zu Fuß erreichen, wenn man will.
Nachdem wir Tropea erkundet hatten, fuhren wir weiter und zwar quer durch den Stiefel nach Ampulien. Gallipoli sollte das nächste Ziel sein. Auf der Fahrt dorthin fiel uns schon die landschaftliche Veränderung auf, inklusive der zugemüllten Umgebung. In der Hafenstadt Gallipoli angekommen, stationierten wir uns auf einem der wenigen Campingplätze, die noch geöffnet waren. Aber richtig gefallen hat es uns nicht auf Camping La Masseria. Vergebens suchten wir die kilometerlangen Sandstrände, die wir in Kalabrien genossen hatten und bereuten es schon, nicht etwas länger in Scalea oder Tropea geblieben zu sein.
Mit dem Motorroller wurde weitläufig die Gegend erkundet, was uns auch nicht unbedingt zum Bleiben animierte. Wir fuhren zum südlichesten Punkt Apuliens, Santa Maria di Leuca und über Otranto und Maglie wieder zurück.
Uns, die “House-Liner”-Besatzung, zog es weiter - unsere Bekannten wollten noch bleiben, also trennten sich unsere Wege. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Vieste/Gargano. Ein wahres Naturparadies. Schmale Serpentinenstraßen führten uns über die Berge durch den Parco di Nationale del Gargano bis hinunter nach Vieste.
Direkt der erste Stell- bzw Campingplatz hatte es uns angetan, Euro 92. Auf der rechten Seite der Straße (Meerseite) lag der Stellplatz, auf der linken Seite der Campingplatz. Super freundliche Menschen und solch saubere Duschen hatten wir bisher noch nicht in Italien gesehen. Wir standen unter Bäumen, die uns Schatten gaben, aber trotzdem Fernsehempfang erlaubten. Wichtig für die Champions League. 5 Tage lang genossen wir 27 Grad Lufttemperatur, herrliches Wasser und einsame Sandstrände.
Übrigens, am 2. Tag bekamen wir eine SMS, den Ruhrpott hielt auch nichts mehr in Gallipoli, auch der C3 war auf dem Weg nach Vieste. Silvia und Harry installierten sich 3 Stellplätze weiter. An einem der Tage fuhren Mat und ich mit den Fahrrädern (ok, es sind e-bikes ...) nach Peschici, ca. 60 km hin und zurück. Peschici ist ebenfalls ein kleiner Ort mit den typischen italienischen Gassen. Zwischen den Häusern blitzt das blaue Meer, und es ließen sich die schönsten Fotomotive erhaschen.
Für die Rückfahrt wählten wir einen anderen Weg, der sich auch als wunderschön darstellte.
Am 06.10.2012 entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Auf dem Plan stand, die Adriaküste hoch zu fahren Richtung Giulianova, Alba Adriatica oder San Benedetto del Tronto, um dann nach Ascoli Piceno zu kommen. Wir wollten in die Abruzzen, Parco Nationale dei Monti Sibellini hinauf zum Gran Sasso. Auf der Fahrt dorthin stellte sich schon schnell heraus, dass das Wetter, welches wir die letzten 3 Wochen gewohnt waren, sich in der Art nicht fortsetzte. Sprich: nur noch 20 Grad und Wolken. Bisher hatten wir noch keinen Tropfen Regen gesehen. Wir machten Station in Roseto, blieben über Nacht und setzten unsere Reise weiter fort. Allerdings nicht die Adriaküste hoch, nein, wir fuhren nochmals quer mit dem Ziel Rom. Dies war in Hinblick auf den Rückweg nach Hause nur 150 Km Umweg. Bei der Vielzahl von gefahrenen Kilometern machten 150 Km mehr oder weniger auch nichts mehr aus. Außerdem: wofür hat man ein Wohnmobil und ist frei in schnellen Entscheidungen bezüglich des Standortes?
Der Stellplatz mitten in Rom war
- prima zu finden
- prima zu befahren und
- nur sechs Km vom Zentrum entfernt.
Wir sind eher die Naturmenschen und keine Städtereisende, aber Rom muss man gesehen haben. Eine tolle Stadt mit Flair und Charme. Noch nie im Leben haben wir so viele Roller und Motorroller auf einem Fleck gesehen. Am Besten sollte man sich, nach kürzester Eingewöhnungszeit, dem Fahrstil der Italo-Roller-Fahrer anpassen, anders hat man verloren und sollte besser zu Fuß gehen. Was sich allerdings bei der Größe der Stadt als langwieriges Unterfangen darstellt.
Nach 3 Tagen Rom traten wir die Heimreise an, natürlich wieder durch die schöne Schweiz. Hinter Basel wurde nochmal übernachtet, auf einem Stellplatz am Schwimmbad bei Bad Bellingen. Auch hier waren Wohnmobile bis 12 m willkommen. Alles in allem können wir doch sagen, dass es eine tolle Erfahrung war, so einen Monat Italien. Auf dem gemeinsam zurückgelegtem Teil der Reise genossen wir die Geselligkeit und die vielen abgelachten Stunden mit unseren Bekannten Silvia und Harald.
Wir können alle Skeptiker beruhigen, die sich mit einem größeren Wohnmobil bisher noch nicht trauten, tief in den Stiefel zu reisen. Ein wenig schauen und aufpassen, dann geht alles gut. Wir waren bis vor kurzem 11,50 m gewohnt und uns kamen die jetzigen 10 m sehr wendbar vor. Allerdings sollte man doch das LKW-Navi nutzen, vor allem wenn man es hat. Was uns noch auffiel waren die vielen (fast an jeder 2. Raststätte an der Autobahn) Entsorgungsstationen. Da wir auch Festtankbenutzer sind und immer im Womo duschen, war dies für uns perfekt. So viele Entsorungsstationen haben wir bisher nur in Norwegen gesehen. Das Essen ist natürlich spitze, bis auf Brot und Brötchen, das lernen die Italiener wohl nie. Auf jeden Fall werden wir in den folgenden 3 Monaten unseren Pizzakonsum drastisch senken. Wir fühlen uns in Italien wohl, lieben die Freundlichkeit und Mentalität der Menschen und werden irgendwann wieder dorthin reisen.
Mat und Martina Bastiaans (M&M "House-Liner")